Es gibt zwei Arten von Menschen: Die einen kommen nach Teneriffa – für einen Urlaub – und man sieht sie nie wieder. Eine einmalige Angelegenheit, sozusagen.
Die anderen verlieben sich in die isla bonita und kehren immer wieder zurück.
Manche verlieben sich derart in diesen Fleck Erde (etwa 80 Kilometer lang und bis zu 50 Kilometer breit – die größte der kanarischen Inseln), dass sie selbst zu Emigranten mutieren. Und wenn sie lange genug da sind, so wie ich seit 14 Jahren, dann kann es durchaus passieren, dass die Kinder zu waschechten Canarios (Deutsch-Schweizer Abstammung) heranwachsen.
So merkwürdig es klingen mag, jedes Mal, wenn ich auf Teneriffa Besuch erhalte, stellt sich nach kurzer Zeit heraus, ob dies „echte“ Freunde sind oder nicht. Irgendwie lockt diese Insel das Innenleben des Besuchers heraus und fordert ihn auf, die Hektik der westlichen Welt loszulassen, die Augen zu öffnen, sich neu zu entdecken oder sich gänzlich zu verschließen.
„Du lebst in einem Paradies“, rufen manche im Zuge der Begeisterung.
Aber der Alltag auf einer Insel kann durchaus auch bedrückend sein. Der ewig weite Horizont setzt zeitgleich eine unüberwindbare Grenze. Und vielleicht ist genau diese Diskrepanz ausschlaggebend dafür, dass Kreativität und Ideenreichtum blühen und die Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich hier sein muss ... weil’s anders gar nicht geht, auf der Insel des ewigen Frühlings?
Die Canarios sind besonders herzliche Menschen, die vollkommen offen jedem Fremden entgegentreten. Sie sind gemütliche Artgenossen, die ihre Fiestas, den Vino, Comida und Playa gepaart mit viel Tradition pflegen. Und das wichtigste Wort, welches man umgehend bei Ankunft lernen sollte ist mañana – morgen. Es ist die Lösung für und Antwort auf alles. Ausländerfeindlichkeit ist nach meiner Erfahrung ein Fremdwort, aber nicht nur deshalb, weil die Canarios hauptsächlich vom Tourismus leben. 1885 besuchten zum ersten Mal 350 Touristen aus England die Insel. Sechs Jahre später kamen schon 5.000 Gäste und heute sind es um die 5 Millionen – pro Jahr!
Der kleine Kontinent hat viel zu bieten. Von der unberührten Natur, der Ursprünglichkeit und Schönheit, bis zur Tourismusindustrie, den Legbatterien des Ballermanns und der Baumafia. Teneriffa, die Widersprüchliche.
Und betrachtet man die Insel aus der Vogelperspektive, gleicht sie, geographisch gesehen, einem überdimensionalen Y.
Y wie „Yin Yang“ aus der chinesischen Philosophie? Yin für das weibliche und Yang für das männliche empfangende Prinzip auf dieser vulkanischen Erde, die einen in ihrem Bann hält? Gegensätze ziehen sich bekanntlich an!
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