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A(k)TIV – VITA


Marie Theres Kroetz-Relin, wurde 1966 in München geboren. Sie ist die Tochter von Schauspielerin Maria Schell (Weltstar) und Regisseur Veit Relin. 1983 drehte sie ihren ersten Spielfilm Secret Places und war in den folgenden Jahren in verschiedenen Fernsehfilmen und -serien sowie in Sönke Wortmanns Kurzfilm Drei D zu sehen. Sie wurde 1987 als beste Nachwuchsschauspielerin mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet.

Ihre Karriere als Schauspielerin endete jäh, als sie sich 1987 in den Dramatiker und Schauspieler Franz Xaver Kroetz verliebte. Von da ab machte sie „Karriere“ als dreifache Mutter und rief 2002 die Hausfrauenrevolution.com ins Leben. Heute ist die freie Journalistin eine erfolgreiche Buchautorin– und geschieden.
Seit 2013 steht sie wieder vermehrt vor der Kamera: Kreuzfahrt ins Glück – Provence (2013), Das Geheimnis der Hebamme (2014) und Inga Lindström – Leg Dich nicht mit Lilli an (2015). Zusätzlich begann die junge Großmutter eine Ausbildung zum Heilpraktiker mit Zusatzfach klassische Homöopathie und vertiefte sich in den Recherchen zu Franz Xaver Kroetz’s Autobiographie „LebensWerk“.

Vielleicht doch etwas eine magere VITA? Wer mehr lesen will, dem erzähle ich mein Leben mal andersrum – A(k)TIV:

  • 2017

[...] SHOWREEL [...]

  • 2016

    ... stand im Zeichen der Weiterentwicklung und beruflicher Neuorientierung. Ein lehrreiches Jahr, sozuagen. Drum gibt es auch weniger zu berichten. Außer, dass ich nun die 50 erreicht habe und für Aktenzeichen XY und Soko München (Ausstrahlung 23.01.2017, ZDF) vor der Kamera stand.

  • 2014
    ... beginnt leider auch schmerzhaft: Am 1. Februar stirbt - nur 6 Monate nach seiner Hochzeit - mein Onkel Maximilian Schell im Alter von 83 Jahren. Meine Kindheit löst sich allmählich auf. Im April verfolge ich einen weiteren Traum, mutiere fest entschlossen zur Studentin und beginne eine Heilpraktiker-Ausbildung mit Zusatzfach Klassische Homöopathie. Aber, oje, mein altes Hirn lernt sich nicht so leicht! Dazu paart sich das „Leere-Nest-Syndrom“, denn nun sind alle meine Kinder flügge. Im Oktober übernehme ich die Rolle der Schwester Agnes im TV-Mehrteiler Das Geheimnis der Hebamme unter der Regie von Roland Suso Richter – ein Neuanfang. Ende des Jahres erteilt mir Franz Xaver Kroetz den Auftrag die Recherche-Arbeit zu seiner Autobiografie „LebensWerk“ zu übernehmen. Wow!
  • 2009
    ... ist nicht unbedingt „mein“ Jahr. Meine wöchentliche Kolumne Weibsstück, die Muttern abgelöst hat, wird nach 6 ½ Jahren gekündigt. Mein Buch Wie im Nebel befangen – ich puzzle mir die Schells ist noch immer nicht erschienen. Gespräche mit Verlagen lassen aber für 2010 hoffen. Selbst der „Haussegen“ bei der Hausfrauenrevolution hängt schief, denn ich bin mit meiner ans Herz gewachsenen Utopie im verfluchten 7. Jahr – Frauenarbeit ist Nervenarbeit.
    Aber Krisen sind dazu da, sich zu besinnen und bei Null anzufangen. Die Hausfrauenrevolution geht zurück zu ihren Wurzeln und bekommt ein neues Kleid.
    Und was war noch mal mein Lebens- bzw. Kindheitstraum? Tanzen und Singen auf der Bühne. Die Geburtsstunde der Dixiemania: Ich schreibe, lerne singen und tanzen, übe, träume und realisiere – Stück für Stück.

  • 2008
    ... ich liege in den Presswehen mit meinem Buch über meine berühmte Familie. Meine Suche wird am 27. März 2008 von meinem eigenen Schicksal unterbrochen: Mein Sohn stürzt 28 Meter die Klippen hinunter und überlebt den Unfall mit nur vier Rippenbrüchen – ein Wunder! Traumatisiert und mit letzter Kraft beende ich mein Buch, der Verlag aber verweigert die Manuskriptannahme und will es komplett Richtung „Sex & Crime“ umgeschrieben haben. Das will ich nicht und erkämpfe meine Rechte zurück. Dafür erscheint mein Kinderbuch Der kleine Dichter, nach 12 Jahren Schubladendasein, endlich im Autumnus Verlag.

  • 2007
    ... kommt mir die Idee, nach meinen Wurzeln zu suchen, und ich finde dabei meine Familie. Im Sommer mache ich eine Reise durch fünf Länder und recherchiere unter Hochdruck, füge die zahlreichen Originaldokumente in feinster Puzzle-Arbeit zusammen, betreibe nebenbei erfolgreich eine „Familienzusammenführung“ und schreibe wie besessen. Just zum einjährigen Scheidungsjubiläum, am 20. November 2007 stehe ich zum ersten Mal wieder vor der Kamera: zusammen mit meinem Ex-Gatten und meiner Tochter in dem Kinofilm Die Geschichte vom Brandner Kasper (Regie: Josef Vilsmaier, Franz Xaver Kroetz als Brandner und Bully Herbig als Tod).

  • 2006
    ... schreibe ich zusammen mit Hauke Brost an dem Buch Wie Frauen ticken, welches im Herbst im Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf erscheint. Das Buch wird ein Erfolg, 140.000 Exemplare wandern über den Ladentisch und ich kann mich von nun an Bestellerautorin nennen. Am 20. November 2006 werde ich von meinem Dichter Franz Xaver Kroetz geschieden. Mit dabei unsere Tochter Josephine, die den Artikel So fröhlich war die Scheidung meiner Eltern schreibt und dadurch den Auftrag für ihren ersten Roman bekommt.

  • 2005
    ... meine Mama ist tot. Die Nachricht reißt mich am 26. April morgens um acht aus meinem Alltag und versetzt mir einen Stich wie mit der Messerklinge ins Herz.
    Ich bin dankbar, dass sie so friedlich ihre „Zwischenwelt“ verlassen konnte. Und ich sehe der Treibjagd der Medien mit Angst entgegen und fühle mich nackt bis auf die Seele. Blitzlichtgewitter sogar, als ihr Sarg in die Erde gelassen wird. Meine Mama verlässt diese Welt so, wie sie immer lebte: einerseits als begehrter Weltstar, anderseits als das einfache Gritli von der Alm. Der Tod meiner Mutter hat aber meine Lebenssichtweise verändert: Ich trenne mit von meinem Ehemann und reiche, nach 18 Jahren, die Scheidung ein.

  • 2003 - 2004
    ... ich erschreibe mir langsam einen Beruf, werde Kolumnistin für Die Aktuelle, komme mit meiner Hausfrauenrevolution in die Schlagzeilen und werde finanziell unabhängig. 2004 erscheint mein erstes Buch If pigs could fly - Die Hausfrauenrevolution im Piper Verlag.

  • 1997 - 2002
    ... mutiere ich im Beruf Hausfrau zum Multitalent, werde reich an Erfahrungen, spreche mittlerweile 5 Sprachen, bin aber unzufrieden. 1998 kaufen wir ein kleines Häuschen auf Teneriffa. Meine Kinder wachsen seitdem zweisprachig auf. Ich aber leide unter der Vereinsamung am Herd, meinem brachliegenden Kreativpotenzial und mich beschäftigt immer mehr das Bild der Hausfrau, deren Nicht-Anerkennung und die mageren Zukunftsaussichten. Ich werde krank, bekomme eine Lungenembolie, muss meine Schilddrüsenüberfunktion behandeln lassen, kaufe mir ein Laptop und ändere mein Leben: Nach zwölf Jahren Pause bekomme ich ein Angebot für den TV-Krimi Denniger und nehme es dankbar an. Durch die Dreharbeiten besteht wieder Medieninteresse an meiner Person, doch anstatt die „Rückkehr der Schauspielerin“ in den Interviews zu Wort kommen zu lassen, pappe ich den Journalisten ein Schild mit Umleitung Hausfrau aufs Hirn. Am 21. November 2002 rufe ich meine Homepage Hausfrauenrevolution.com ins Leben und staune, als wir bereits am Tag der Eröffnung 2.700 Klicks haben. Und ich beginne, zu schreiben.

  • 1996
    ... wird das Asthma meiner Kinder so stark, dass wir fluchtartig einen Klimawechsel anstreben und für die Wintermonate nach Teneriffa ziehen. Kaum dort angekommen, können meine Kinder endlich aufatmen und wir gehen alle erleichtert am Strand spazieren. Als ich aber die unzähligen Rentner sehe, bewaffnet mit Deutschlands Boulevardzeitung Nummer 1, die ja direkt auf den Kanaren gedruckt wird, will ich am liebsten meinen Kopf in den Sand stecken. Die Schlagzeile: Maria Schell ist pleite!inklusive Auflistung des Gerichtsvollziehers. Ich bin wirklich froh, dass ich später auf Teneriffa nur die Mary bin, die nette Mama von nebenan.

  • 1994 - 1995
    ... stellt man bei mir eine Schilddrüsenüberfunktion fest und der Arzt sagt, ich sei unfruchtbar. In mir herrscht aufgrund der Diagnose Chaos, mein Mann hingegen meint, wir sollen das erst mal ausprobieren. Das Resultat heißt Ferdinand Franz Valentin und wird am 31. Mai 1995 geboren. Mit knapp 29 Jahren bin ich also dreifache Mutter und 24 Stunden im Einsatz.
    Meine Großmutter stirbt kurz nach ihrem 90. Geburtstag. Meine eh schon manisch-depressive Mutter verkraftet den Verlust nicht, zieht sie sich ins Bett zurück und steht nicht mehr auf. Sie ist mittlerweile hoch verschuldet. Weihnachten 1995 erkranken meine beiden zwei kleineren Kinder an Lungenentzündung und schwerem Asthma und ich verbringe Heiligabend beim Kinderarzt.

  • 1992 - 1993
    ... am 13. Februar 1992 kommt meine Tochter Magdalena Anna Marie zur Welt. Nach zwei Kindern wird geheiratet: Franz Xaver Kroetz und ich schließen am 5. März 1992 den Bund der Ehe. Meine Mutter ist unsere Trauzeugin und meine Tochter Josephine gibt für mich das Jawort. Es ist eine aufregende Zeit an der Seite meines Dichters, im Schlepptau immer unsere Kinder. In den Wintermonaten vereisen wir mit unserer Brut nach Indien, Südamerika, Thailand, Indonesien usw., auch begleite ich meinen Mann, wenn er beruflich unterwegs ist, „manage“ die Familie und lerne unglaublich viel.

  • 1991
    ... bringt der gemeinsame Film mit meiner Mutter nicht den erwünschten Erfolg. Im April wird meiner Mutter zum ersten Mal bewusst, dass sie schon viel zu viel Geld ausgegeben hat. Sie fällt von der manischen in die depressive Phase. Ich mache mir Sorgen um sie und nehme sie oft zu uns, damit sie durch ihre Enkeltochter auf andere Gedanken kommt. Sie versucht, sich trotzdem das Leben zu nehmen, mit 60 Schlaftabletten, aufgelöst in Milch. Fix und fertig mit den Nerven sehne ich mich nach neuem Leben – und werde wieder schwanger!

  • 1989 - 1990
    ... bin ich eine ganz junge und schrecklich verliebte Mutter. Als Schauspielerin lasse ich mich nur einmal 1989 in der Fernsehserie Peter Strohm blicken und drehe erst wieder im Jahr darauf, 1990 – den ersten gemeinsamen Fernsehspielfilm Das letzte Wort mit meiner Mutter in Paris. Ihr geht es zu dieser Zeit nicht gut, sie hat erneut depressive Schübe. Die gemeinsame Arbeit ist kein Honigschlecken. Irgendwie kann sich meine Mutter nicht daran gewöhnen, dass auch ich Schauspielerin bin. Im Herbst verkauft sie Heberthal, mein Heimathaus, und somit einen Teil von sich selbst. Sie hat plötzlich zu viel Geld zur Verfügung, und anstatt es, wie vorgesehen, fürs Alter zu sparen, gibt sie es mit großzügigen Händen aus. Ich konzentriere mich auf meine kleine Familie und aufs eigene Mutter-Dasein.

  • 1988
    ... übernehme ich eine Rolle in Sönke Wortmanns erstem Kurzfilm Drei D – übrigens mein einziger Oscar-nominierter Film – und spiele zum ersten Mal Theater: Das weite Land von Arthur Schnitzler (Regie Hans Hollmann) zusammen mit Helmut Lohner und Christiane Hörbiger im Züricher Schauspielhaus.
    Zu blöd zum Verhüten, werde ich von meinem Dichter schwanger. Gut, dass ich nicht vorher zum Nachdenken komme, denn aus heutiger Sicht ist es ein echtes Glück, so jung Mutter zu werden! Ich weiß von meiner Lebensveränderung gerade mal zwei Wochen, da steht es auch schon in der Zeitung. Wer hat denn da wieder geplaudert?
    Schlagzeile: Ein Baby von Schimmerlos – Maria Schell wird Oma
    Man beachte: Die eigentlichen Eltern sind gar nicht so wichtig.
    Meine Tochter Josephine Alma Maria wird am 25. Oktober 1988 geboren. Meine Mutter ist bei der Geburt dabei.

  • 1987
    ... scheint meine große Karriere zu starten. Ich bekomme ein Angebot aus Hollywood, welches sich in Kürze als Schwindel entpuppt. Hello & bye bye to Hollywood, in einem Atemzug. Aber im gleichen Jahr erhalte ich für meine Rolle in dem Fernsehspiel Das unverhoffte Glück (Regie Franz Josef Wild) die Goldene Kamera als beste Nachwuchsschauspielerin. Doch mit der glanzvollen Preisverleihung endet auch quasi meine Karriere, denn eine Münchner Zeitung lädt mich zu einer Podiumsdiskussion ein mit dem vielsagenden Titel Ist die Liebe noch zu retten? Dort lerne ich den Dramatiker, Regisseur und Schauspieler Franz Xaver Kroetz kennen, damals in aller Munde als Baby Schimmerlos durch die erfolgreiche TV-Serie Kir Royal. Er schnorrt mich um eine Zigarette an und es passiert: nichts! Aber am 1. Juli 1987 begegne ich in einem Fernsehstudio des ZDF per Zufall meinem zukünftigen Mann wieder. 13 Tage später ziehe ich bei ihm ein. Die Liebe war anscheinend doch noch zu retten!

  • 1984 - 1986
    ... bin ich als Schauspielerin voll im Geschäft. Secret Places gewinnt beim Filmfestival in Toronto (Kanada) und ich erhalte meinen ersten Darstellerpreis beim Filmfestival in Taormina (Italien). In den USA vergleicht mich die New York Times mit „der junge Ingrid Bergmann“. Wow, a star is born? 1984 folgt fürs Fernsehen Alte Gauner (Regie Peter Schamoni) und der italienischen 6-Teiler Quo Vadis (Regie Franco Rossi und internationale Starbesetzung: Klaus Maria Brandauer, Max von Sydow, Barbara de Rossi, Angela Molina etc.) und ich schwöre mir, nie wieder eine Serie zu drehen. Sechs Monate Dreharbeiten in Belgrad, im damaligen Jugoslawien, sind eine Tourtour. 1985 beginnt der Dreh zu dem sehr schön gewordenen französischen 2-Teiler Das Teufelsschiff (Regie Edmond Sechan) nach einem Roman von Victor Hugo. 1986 kommt noch eine Krimifolge Derrick dazu und im Anschluss den Fernsehfilm Das unverhoffte Glück (Regie Franz Josef Wild), der mir tatsächlich ein wirklich unverhofftes Glück einbringt.

  • 1983
    ... lebe ich in Paris und werde zu einer kleinen „Französin“. Ich lerne die Sprache perfekt, studiere Schauspiel und Pantomime und mache meine ersten Schritte in Richtung Erwachsensein. Ich bekomme mein erstes Filmangebot aus England und übernehme die Hauptrolle in dem Kinofilm Secret Places (Regie Zelda Barron). Mit knapp 17 beginnt also meine Schauspielkarriere, von da an bin ich voll berufstätig und kann für meinen Lebensunterhalt sorgen.

  • 1982
    ... beende ich meine – nicht unbedingt schöne – Schulzeit und gehe, 16 Jahre jung, nach Paris, um französisch zu lernen und Schauspielunterricht zu nehmen. Dorthin hat mich übrigens Tante Immy gebracht, denn meine Mutter steht wie immer auf der Bühne und hat keine Zeit, Töchterchens Neuanfänge zu organisieren. Tja – und so werde ich Schauspielerin. Was bleibt mir auch anderes übrig? Habe ja nie etwas anderes gelernt.

  • 1978 – 1981
    ... verbringe ich meine Kindheit in Heberthal bei Wasserburg am Inn. Meine Mutter bekomme ich seltener zu Gesicht, sie ist eben eine Karrierefrau. Aber wenn sie da ist, ist sie eine Spitzen-Mutter. Mein Vater arbeitet viel, wie das ebenso ist bei Vätern, und hat auch nicht so viel Zeit für die Kindererziehung. Dafür habe ich eine tolle Großmutter, genannt Omutti. Von ihr lerne ich alles, was man für ein Leben als spätere Dichtergattin braucht. Schließlich hat auch sie einen Dichter zum Gatten und opferte ihre Schauspielerkarriere Mann und Kindern.
    Zu meinem Kinderalltag gehört, dass mein Leben als Tochter „von“ ständig dokumentiert wird (wohlgemerkt, ohne irgendeine eigene Leistung). Mit Mami am Klavier, mit Mami S-p-a-g-h-e-t-t-i kochen, Happi-Happi machen, bei Veranstaltungen DAUER-CHEESE und ab und zu ein Breitwandfoto mit dem Schell-Clan.
    Das gehört zu meinem Leben und ich lerne schnell, perfekt zu lächeln, auch wenn mir zum Heulen zumute ist. In der Schulzeit leide ich unter der Berühmtheit meiner Mami. „Du, mir ham di fei wieda in da Zeitung g’sehn“, so die Mitschüler.
    Und die Lehrer präsentieren mir den Sechser mit den Worten: „Auch als Tochter von Maria Schell wirst du das Schuljahr so nicht schaffen.“ Prost Mahlzeit. Selbst beim ersten Theaterschulauftritt schreiben die Zeitungen: Vorhang auf für die kleine Schell, was mir natürlich besonders viele Freundschaften bei meinen Mitschülern einbringt.

  • 1976 – 1977
    ... geht meine Mutter nach New York, um am Broadway das Theaterstück Poor Murder von Pavel Kohout zu proben und später erfolgreich zu spielen. Und ich gehe mit. Meine Mutter nimmt mich aus der deutschen Schule und steckt mich in eine amerikanische. Mit dabei wie immer: meine Großmutter. Ich lerne in kurzer Zeit englisch und lebe am Central Park. Und dort nehme ich Ballettunterricht – endlich.

  • 1972 - 1975
    ... ich wachse auf, zusammen mit meinem älteren Bruder Oliver (aus erster Ehe meiner Mutter) in einem echten Künstlerhaushalt, bin ein Kind der Liebe und habe eine wunderbare Kindheit. 1971 spiele ich in dem Film meines Vaters Die Pfarrhauskomödie und an der Seite meiner Eltern die erste kleine Rolle. Mein Geschäftssinn ist schon ausgeprägt: Mein Vater liebt ein Gedicht, das ich im Kindergarten lerne. Jeden Tag fordert er mich auf, das Gedicht zu zitieren. Irgendwann ist mir das zu blöd, ich weigere mich, bis er mir Geld hinlegt. Erst bei 5 Mark stoppe ich und bekomme die „Rolle“.
    1974/1975 lasen meine Eltern bei den Salzburger Sommerfestspielen Der unanständigen Mozart (Briefe Mozarts). Mit auf der Bühne mein Bruder und ich: er als kleiner Wolfgang, ich als Nannerl. Beeinflusst von Musik und Theater will ich Tänzerin werden und könnte ein Studium beim Münchner Staatsballett haben, aber meine Mutter durchkreuzt meine Traumtänzerpläne mit einem klaren Nein.

  • 1966  -1971
    ... am 30. Juni 1966 werde ich als Tochter von Maria Schell und Veit Relin in München geboren. Nach Aussagen meiner Mutter soll ich direkt nach der Geburt erst 5 Minuten sie, dann 5 Minuten meinen Vater angeschaut und anschließend 14 Tage durchgeschlafen haben. Wahrscheinlich hab ich damals schon geahnt, was mich alles erwarten würde! Aber was weiß ich schon? Ich lasse meine Mutter selbst die ersten vier Jahre erzählen:

 

Maria Schell

 

Meine Krise heißt Mausi

 

„Ich sag Ihnen doch ... die gnädige Frau ischt nicht da!“, schrie ich ungeduldig ins Telefon, indem ich mit unglaublichem Schweizer Akzent und verstellter Stimme mein eigenes Dienstmädchen spielte.

„Wissen Sie nicht, wo man sie erreichen kann?“

„Das weiß ich schon, aber ich darf’s nicht sagen!“

„Ach“, sagte die andere Stimme da traurig, „ich hätte sie so gerne gesprochen. Bitte bestellen sie ihr einen Gruß, sie soll sich bald melden. Mein Name ist Romy Schneider.“

„Romy!“, rief ich gerade noch, bevor sie einhängen konnte. „Warte ... ich bins ... Ja, verzeih mir, aber ich bin allein im Haus, draußen stehen die Reporter, das Telefon klingelt ununterbrochen, und oben am Tor steht seit Tagen ein Televisionswagen. Alle möchten wissen, wie es in meiner Seele aussieht, und ich weiß es selber nicht, außer, dass ich glücklich bin. Kannst du nicht kommen? Offiziell bin ich zwar verreist, einmal Skifahren, einmal bei meinem Bruder, immer woanders und unauffindbar. Aber in Wirklichkeit bin ich hier und halte mich verborgen vor einer Außenwelt, die mir nicht die Zeit lassen will, die ich brauche, um mein persönliches Leben in Ordnung zu bringen.“

Romy, mit der mich seit meiner Jugend und ihrer Kinderzeit eine warme Freundschaft verbindet, konnte nicht nach Heberthal bei Wasserburg am Inn kommen. Aber andere Freunde kamen und schmuggelten sich in unser Haus, in dem offiziell niemand da war, außer einem doofen Sekretär und einem noch dümmeren Dienstmädchen.

Das dumme Dienstmädchen war ich und der doofe Sekretär Veit Relin. Kamen jedoch nahe oder unvermeidliche Freunde, lag ich demonstrativ hübsch drapiert in einem Liegestuhl mit einer – man verzeihe mir die notwendige Lüge – bösen, sich leider länger hinziehenden Venenentzündung und mit einem Stapel Zeitungen und Büchern auf dem Bauch. Diese Dekoration sollte etwas verbergen, was sich nicht gerne verbergen ließ, denn MAUSI war ein lebhaftes Kind. Schien ihr die hohe Literatur zu schwer, gab sie ihr mit dem kleinsten aller Füßchen einen Tritt, dass das gesamt geistige Gut ins Wanken geriet und ihre Mutter ein kleines erschrecktes „Aua“ ausstieß, um sich anschließend für den schmerzenden Fuß bedauern zu lassen und viele gute Ratschläge für Wickel und Salben entgegenzunehmen.

 

Mausi hat mit ihren dreieinhalb Jahren schon ein internationales Leben hinter sich. Erst war sie Deutsche, weil sie 1966 sechs Monate nach meiner Ehescheidung automatisch erst einmal als ehelich galt, dann wurde sie Schweizerin wie ich und ein armes lediges Kind, aber dann erbarmte sich ihr Vater Veit Relin und nahm sie in allen Ehren auf, in die Gemeinschaft der Österreicher. Worauf Mausi jetzt sehr stolz ist, denn sie hat eben ihren ersten Pass bekommen.

 

[...] Als Mausi ausgewachsen war und zur Welt kommen wollte, lieh ich mir den Namen meiner Schwägerin, der Schwester von Veit, und zog als „Mrs. Opton“ in die Münchner Klinik zu meinem lieben Freund Prof. Fickentscher, der auch Oliver schon zu seinem ersten Schrei verholfen hatte.

Alle schützen mich, halfen mir, hatten Verständnis für mich, aber Reporter sind nun einmal sehr aufmerksame Menschen und suchen so lange, bis sie einen „tollen Aufhänger“ für eine Geschichte, wie sie das nennen, gefunden haben. Ich sehe das durchaus ein. Das muss so sein. Sie müssen ja leben und sie müssen ihren Frauen vor allem beweisen, dass sie schwer arbeitende Männer sind. Und dafür habe ich Verständnis. Mir gefällt auch, wenn ein Mann arbeitet. Ich habe viele und äußerst interessante Freunde, die diesen schwierigen Beruf ausüben, und ich nehme ihnen im Allgemeinen nichts übel. Ich kenne die Sorgen und den täglichen Kampf, immer etwas Neues bringen zu müssen.

Aber manchmal tut es doch weh, wenn menschliche Belange dem Nachrichtencomputer zur Fütterung dienen müssen.

Jedenfalls stand wenige Stunden nach der Geburt unserer Mausi, die immer noch Veits und mein Geheimnis war, ein solch lieber „Seelenschnüffler“ in der Klinik vor meinem Bett. Mit einem großen Blumenstrauß in der Hand, was von ihm eigentlich sehr freundlich war. Er erklärte mir, wenn ich ihm nicht die Exklusivrechte zur Veröffentlichung der Geburt unserer Tochter geben würde, so mache er das Ereignis zum skandalösesten des Jahres.

Das konnte ich Mausi nicht zumuten. Er bekam sein Exklusivrecht, und so stand Mausi schon recht früh in der Zeitung.

 

[...] Darum nur so viel, dass wir unsere Mausi, trotz großer Schwierigkeiten und vielen Kummer für uns und andere, tapfer in dieses Leben getragen haben, wofür sich Mausi jeden Tag mit den süßesten aller Bussis bei ihrem Vater bedankt. Ich mich übrigens auch. Mausi heißt eigentlich Marie Theres, aus dem Rosenkavalier von Richard Strauß, den Veit so sehr liebt. Zurzeit nennt sie sich allerdings Schell-Relin, was sie kaum aussprechen kann; die Emanzipation fängt eben schon sehr früh an.

 

[...] Nun haben Sie die Ursache, warum es eine Weile – scheinbar – still um mich geworden war. Nach Außen hin: Meine „Krise“ heißt MAUSI. Kinder kriegen braucht bekanntlich Zeit, und bis so ein kleines Menschlein wird, das dauert eben länger als Brot backen. Und wenn vieles auch schwer war und überwunden werden musste, so ist doch diese Mausi ein so süßes „Brötchen“ geworden, dass man täglich hineinbeißen möchte.

 

Auszug aus einem unveröffentlichten Manuskript, datiert vom 22. September 1971

© Produktion Maria Schell - Veit Relin.